
Allgemeine Hinweise und Erläuterungen
Häufig gestellte Fragen und wichtige Abgrenzungen zur forensischen Schriftvergleichung
Was ist forensische Schriftvergleichung?
Die Schriftvergleichung ist eine kriminaltechnische Disziplin der Kriminalistik. Sie befasst sich mit handschriftlichen Schreibleistungen als individuelle Bewegungsspuren, die einem Urheber zuzuordnen sind.
Das Tätigkeitsfeld umfasst die Untersuchung von handschriftlich gefertigten Schriften aller Art. Dies beinhaltet die Analyse der einzelnen Aspekte der Fertigung und/oder Entstehung der Schrift zur Beurteilung der Echtheit oder Urheberschaft einer Schreibleistung. Da die Begutachtung oft unter kriminalistischen Fragestellungen erfolgt, wird die Schriftvergleichung auch häufig als „Forensische Schriftuntersuchung“ bezeichnet. Dies impliziert jedoch ausdrücklich nicht, dass es um persönlichkeitsdiagnostische Fragestellungen geht.
Die Sachverständigentätigkeit bei der Schriftvergleichung beschränkt sich auf eine exakte Analyse der graphischen Grundkomponenten der Schrift und die Bestimmung eines Ähnlichkeits- oder Unähnlichkeitsmaßes. Es wird geprüft, ob sich die strittige Schreibleistung innerhalb oder außerhalb der Variation vorliegender Vergleichsproben befindet. Zusammenfassend ist die Schriftvergleichung eine vergleichsanalytische Gegenüberstellung von Schreibleistungen unter Zuhilfenahme physikalisch-technischer Verfahren mit dem Ziel der Urheberidentifizierung der zu untersuchenden Schreibleistungen.
Forensische Schriftvergleichung vs. Graphologie:
Die entscheidenden Unterschiede
Oftmals wird die Tätigkeit eines Schriftsachverständigen mit der eines Graphologen gleichgesetzt oder verwechselt. Obwohl sich das jeweilige Tätigkeitsfeld auf den gleichen Untersuchungsgegenstand (die Handschrift) bezieht, verfolgen beide Disziplinen grundlegend unterschiedliche Zielsetzungen. Eine klare Abgrenzung ist daher unerlässlich.
Forensische Schriftuntersuchung
(Schriftvergleichung / Schriftexpertise)
Die Forensische Schriftvergleichung befasst sich, neben weiteren Untersuchungsfeldern, vorwiegend mit folgenden Fragestellungen:
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Urheberschaftsprüfungen: Sind die fraglichen Schreibleistungen („X“) und die Vergleichsschriftproben aus Händen einer bestimmten Person („V“) urheberidentisch oder nicht? (z.B. bei Anonymschreiben, Droh- oder Abschiedsbriefen)
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Echtheitsprüfungen: Handelt es sich bei der fraglichen Handschrift (Unterschrift oder Textschrift) um eine authentische Schreibleistung aus Händen des Vergleichsschreibers? (z.B. bei Testamentsniederschriften oder Unterschriften jedweder Art)
Handschriftenvergleichsuntersuchungen haben somit das Ziel, aufgrund übereinstimmender und/oder abweichender Merkmalskonfigurationen von Schreibleistungen, Aussagen zur Frage der Urheberschaft zu treffen. Im Gegensatz zur Graphologie erfolgt jedoch keine persönlichkeitsdiagnostische Interpretation, sondern eine rein vergleichsanalytische Gegenüberstellung von Schriftmerkmalen.
Graphologie
(Schriftpsychologie)
Die Graphologie fällt nicht in das Feld der Forensischen Schriftuntersuchung. Ihre Zielsetzung ist es, anhand von Schriftmerkmalen den Charakter des Schreibers „herauszulesen“ bzw. abzuleiten.
So soll beispielsweise festgestellt werden, ob der Schreiber ein übersteigertes oder zu geringes Selbstwertgefühl aufweist.